1. Erkenntnis:
Um Kurven zu üben, suche dir eine unbelebte Strecke und fahre alleine. Dann hetzt dich keiner, es redet dir keiner drein und du kannst dich ganz auf dich selbst konzentrieren. Vermeide Experimente, die dich in gefährliche Situationen bringen könnten. Fahre eine Kurve ganz langsam an und versuche, sie so gut (nicht so schnell!) als möglich zu durchfahren. (Das Tempo kommt erst dann, wenn du prinzipiell mit Kurven zurechtkommst!)
FALSCH:
Hier wird die Kurve früh angesetzt, der Scheitelpunkt (S) liegt in der Mitte der Kurve. Am Kurvenausgang kämpft man, um sprichwörtlich "die Kurve noch zu kriegen". Geht es schief, kommt man auf die Gegenfahrbahn oder landet in der Vegetation.
RICHTIG:
Langsam und spät in die Kurve einlenken. Zur Innenseite des Fahrstreifens ziehen. Der Scheitelpunkt liegt weiter hinten. Und die Kurve ist geschafft, noch ehe sie zu Ende ist.
2. Erkenntnis:
Die Kurve langsam anfahren und spät einlenken. Siehe da, es funktioniert! Wenn man den ersten kleinen Bogen hinter sich hat, kann man wieder vorsichtig Gas geben - vorausgesetzt, du hast die Kurve nicht schon an oder über dem Tempo angefahren, mit dem du zurecht kommst.
ACHTUNG: Auf dem 2. Bild berührt die rote Linie fast die schwarze. In der Praxis wäre so eine Spur nur dann möglich, wenn die Fahrbahn blitzblank und am Rand keine Gegenstände (Pfosten, Zäune etc.) vorhanden wären - doch mit so einem Straßenzustand ist wohl auf keiner öffentlichen Straße zu rechnen.
3. Erkenntnis:
Diese Ideallinie ist wirklich eine feine Sache - wären da nicht ...
die Breite eines Motorradfahrers in der Kurve, Rollsplitt, Straßenverschmutzungen und nachfolgende Fahrzeuge. So nah wie auf dieser Zeichnung darf höchstens dein Kopf, nicht aber der Reifen dem Fahrbahnrand kommen, denn in Schräglage wird ein Motorradfahrer fast so breit wie ein PKW - was speziell in Linkskurven gefährlich werden kann, da die obere Hälfte des Motorrades dann in die Fahrspur des Gegenverkehrs ragt.
Außerdem ist besonders auf kurvigen Strecken immer (auch noch im Hochsommer!) auf der Seite oder in der Mitte der Straße mit vom Winter oder von der letzten Streckensanierung zurückgebliebenem Rollsplitt zu rechnen.
In der Mitte der Fahrspur findet sich manchmal ein dunkler Streifen: Öl oder sonstiges schmieriges Zeugs, ein totes Tier oder Kuhfladen. Beim langsamen Anfahren der Kurve querst du ihn relativ gefahrlos. Am Ausgang der Kurve ist in der Ideallinie auch deine Sicht weit genug, um dich auf Gefahren einstellen zu können.
In einer Rechtskurve macht der nachfolgende Verkehrsteilnehmer (nennen wir ihn Autofahrer) wenig Probleme. Kritisch wird er in der Linkskurve, in der du ja zunächst nach rechts schwenkst, um dann zum Scheitelpunkt nach links zu ziehen. Der Autofahrer, dem eine Ideallinie ja egal ist, könnte hier dem Glauben verfallen, du schwenkst nach rechts, um ihn vorbei zu lassen. (Alles schon erlebt!) Dann knallst du ihm natürlich voll in die Seite, wenn du sein Überholmanöver nicht rechtzeitig checkst.
4. Erkenntnis:
Vor der Kurve in die Rückspiegel schauen!
Blicktechnik
Kann man gut bei einem Sicherheitstraining unter der Aufsicht eines Instruktors oder auf einem unbelebten Parkplatz mit Freunden üben. Meist merkt man selbst nicht, wie oft sich der Blick bei der Fahrt knapp vor dem Vorderreifen in den Straßenbelag bohrt.
Es ist schwer, eine allgemein gültige Angabe zu machen, wie weit man vorausschauen soll, ist doch gerade in einer Kurve vieles abzuchecken. Ich habe da einen einfachen Satz, den ich zu meinem Motorrad sage: "Dort wollen wir hin!" und ich schaue dabei so weit wie möglich in die Kurve hinein. Und siehe da, es fährt tatsächlich dorthin!
Angstkurven ...
nennte ich sie und meine damit Kurven, die vom Verlauf her gar nicht so schlimm sind, die man aber immer mit einem unguten Gefühl und unsicher fährt oder rechts der Fahrbahn befindet sich eine hohe Steinmauer, die den Blick anzieht - dort hinein will man nicht fahren! Und wohin man schaut, dort fährt man hin. Im Gehirn läuft dann irgendetwas unrund. Wenn man seinen Blick ganz bewusst weg von der Mauer nach links lenkt und sie völlig ignoriert, fährt sich die Kurve ganz einfach.
Ebenso können Leitschienen, Mauern, Gräben oder anderes am Straßenrand den Blick anziehen. Hast du auch so eine "Angstkurve", dann prüfe, ob sich dort etwas befindet - wenn ja, hast du das Problem gelöst: Einfach nicht hinschauen, sondern den Kurvenausgang fixieren und denken: "Dort wollen wir hin!"