Kommen wir nun zum wohl heikelsten Thema im Leben eines Motorradfahrers:

dem STURZ! Natürlich, ich weiß, du fährst immer auf der sicheren Seite, hast eine super Reaktion, bist immer Herr der Lage und außerdem bist du der Meinung: ”Das passiert sowieso nur den anderen”.

Für all jene, die sich auch mit diesem wenig angenehmen Thema befassen wollen (oder müssen) hier ein paar Gedanken dazu. Diese Überlegungen entstanden beim Lesen diverser Artikel, den Besuch von diversen Motorrad-Trainingskursen, auf Grund eigener Überlegungen und Erfahrungen sowie durch viele Gespräche mit Biberinnen.

Ein Sturz gehört zum Bikerleben!

Es gibt sicher viele wichtige Punkte zu diesem Thema. Für mich einer der Wichtigsten ist der, dass man sich einmal gedanklich damit auseinander setzt. Dazu muss man sich erst einmal folgendes eingestehen und mit dem Gedanken vertraut machen: EIN STURZ KANN JEDEM, JEDERZEIT PASSIEREN!! Ich behaupte sogar, dass er in der Natur der Sache liegt und einfach zum Motorrad fahren gehört! Das soll jetzt niemandem Angst machen. Aber ich finde, jeder Biker (natürlich auch jede Bikerin) muss sich dessen einmal bewusst sein. Egal ob die Ursache Unerfahrenheit, Unachtsamkeit oder - sehr häufig - deren Fehler eines anderen Verkehrsteilnehmers ist: Man muss immer zu einem Sturz bereit sein. Ich weiß, das hört sich jetzt sehr hart an. Aber jede/r der mit einem Motorrad fährt, wird in seiner Bikerkarriere mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit einen Sturz bauen. Ich habe auch die Beobachtung gemacht, dass vor allem jene, die von sich behaupten : ”Mir kann so was nicht passieren, ich fahre wie ein Weltmeister”, diejenigen sind, die am schnellsten dem Papst Konkurrenz machen, und den Boden küssen. (Nebenbei sei nur bemerkt, dass auch Weltmeister absolut nicht vor Stürzen gefeit sind)! Sehr schnell zum ”Asphaltküsser” wird man auch, wenn man den Gedanken verdrängt, dass es einen selbst auch einbauen kann. Das hat etwas mit Zielfixierung zu tun: Das ist etwa so, wie wenn man eine volle Kaffeetasse trägt. Je mehr man sich darauf konzentriert, nur ja keinen Tropfen zu verschütten, desto mehr Kaffee verschüttet man letztendlich (oft findet sich dann mehr Kaffee in der Untertasse als in der Schale). Du musst dir das etwa so vorstellen: Wenn du deine volle Konzentration darauf richtest nicht zu stürzen, verbleibt dir zum Fahren keine Konzentration mehr. Und so passieren Fehler, die zum Sturz führen.

Ich finde, wenn man Motorrad fährt, muss man einfach den Gedanken und die Tatsache akzeptieren, dass man dabei vom Motorrad fallen und sich verletzen (oder Schlimmeres) kann! Wohlgemerkt kann - nicht muss!! Ich halte auch wenig von der Einstellung: ”Ein echter Biker muss mindestens zwei Stürze gehabt haben” (das kommt mir so vor, wie wenn jemand sagt: “Ein echter Soldat muss mindestens zweimal erschossen werden”). Das sind Aussagen, die meist gerade von ”Sturzpiloten” kommen, die sich trotzdem als ”echte” Biker fühlen wollen. Jetzt einmal Tacheles: Man muss nicht vom Bike fallen, aber man muss sich bewusst sein, dass man vom Bike fallen kann!

Da es also keine Garantie gibt, nie mit dem Motorrad zu stürzen (außer man fährt nicht), im Folgenden einige Punkte, die dir helfen sollen, das ganze möglichst heil zu überstehen. Dass eine entsprechend vorausschauende und angepasste Fahrweise eine wesentliche Voraussetzung für unfallfreies Fahren ist, muss hier wohl nicht extra erwähnt werden!

1. Weg vom Motorrad!

Ein sehr wichtiger Punkt beim Stürzen ist das LOSLASSEN. Ich weiß, sagt sich sicher leichter als es ist. Warum ist dieser Punkt aber nun so wichtig, was wird damit erreicht? Dazu gibt es mehrere Aspekte: Einmal kann man ein Motorrad nur so lange kontrollieren, wie es fährt. Ein auf der Seite dahin schlitterndes Motorrad kann niemand mehr kontrollieren. Im Gegenteil: Es kontrolliert dich - wenn du nicht loslässt! Ein weiterer, sehr wichtiger Punkt ist der, dass ein Motorrad, auf Grund seines Gewichtes und der geringeren Reibungsfläche, einen oft deutlich längeren Weg bis zum Stillstand zurücklegt als du. Wenn du dich also krampfhaft festhältst, wirst du einen viel längeren Sturzweg haben! Ach ja, da gibt es noch diese tollen Geschichten, wo jemand jemanden kennt dessen Urstrumpftante einen Neffen hatte, dessen Arbeitskollege einen Sturz wie folgt gemeistert hat: In einer Kurve ist das Motorrad unter ihm weggerutscht (Low-Sider). Er hat sich dann einfach oben draufgesetzt und ist so, ohne selbst Bodenkontakt zu haben, dahingeschlittert (eigentlich müsste man schon sagen “dahingesurft”), bis das Motorrad von selbst zum Stillstand gekommen ist. Selbst wenn man diese zweifelhafte Story glauben will, gibt es hier einiges zu bedenken, ehe man so etwas selbst ausprobiert: Wie wir ja schon wissen, hat man über ein dahinschlitterndes Motorrad keinerlei Kontrolle. D.h. in diesem Fall, ich reite auf einem unkontrollierbaren Geschoss, dass mit mir durch die Landschaft schlittert. Bleibt das Motorrad nun irgendwo hängen (und bei unseren Baustellen - äh, ich meine natürlich Straßen - ist das nicht so ganz unwahrscheinlich), überschlägt es sich. Und der sich daran festklammernde Fahrer/Surfer ebenso! - Ich würde es nicht drauf ankommen lassen wollen - du vielleicht?

2. Entspann dich!

Ich weiß, das sagt sich jetzt auch wieder einfach. Wer kann sich schon in einer Situation, in der es einen normalerweise erst so richtig zusammenkrampft, entspannen? Und genau das ist der springende Punkt: Da das nicht von alleine geht, muss man es sich immer wieder vor Augen halten und geistig durchspielen (und viele Rennfahrer trainieren es sogar gezielt). Dann geht es im Falle eines Falle(n)s ganz automatisch!

Warum ist dieses Entspannen nun so wichtig?

Nun, dafür sprechen mehrere Gründe: So wird etwa die Aufprallfläche vergrößert, was den Druck auf eine größere Fläche verteilt. Und glaube mir, es macht einen gewaltigen Unterschied ob du ein Gewicht von sagen wir einmal 75 kg (ok, es sind fast 80), nur mit der Handfläche abfängst oder mit der ganzen Körperseite. Vor allem Knochenbrüche werden so sehr gut vermieden. Jeder der einmal Judo (oder irgend eine andere Kampfsportart) gemacht hat, weiß jetzt sicher was ich meine. Auch hast du sicher schon einmal gehört, dass kleine Kinder und Betrunkene oft die ärgsten Stürze bauen und sich trotzdem nicht weh tun. Der Grund dafür ist deren Lockerheit (bei den kleinen Kindern, weil sie noch keine Angst kennen und im anderen Fall sorgt der Alkohol dafür. Es heißt ja nicht umsonst:”Alkohol macht locker” ). Das soll jetzt aber nicht bedeuten, dass du deshalb alkoholisiert fahren sollst (“Herr Wachtmeister, dass ist nur damit ich schön locker bin, falls ich stürze!”). Davon raten wir natürlich absolut ab - und es ist ja auch GsD verboten!

Ein Tipp für alle Kaugummifetischist/Innen:

An dieser Stelle ein besonderer Tipp für die KKF (=Kaugummi-Kau-Fraktion). Er hört sich anfangs vielleicht komisch an, du kannst mir aber (als ”alten” Sani) glauben, dass er nicht zu vernachlässigen ist: Wenn ein Sturz absehbar ist, dann schluck deinen Kaugummi schnell hinunter oder spucke ihn einfach aus!! Glaube mir, es ist um einiges besser das Helmfutter zu reinigen, als an einem Kaugummi zu ersticken oder ihn auch nur zu aspirieren (=in die Atemwege zu bekommen)!

Helmaufkleber!

Und gleich noch ein Tipp: Wenn du einen Helm mit einem speziellen Schließmechanismus hast, dann empfiehlt es sich, einen entsprechenden Aufkleber anzubringen, der einem Helfer zeigt, wie er deinen Helm öffnen und abnehmen kann ohne dir gleich den Kopf abzureißen! Generell ist der Verschlussmechanismus rot! Siehe dazu auch unsere Erste-Hilfe-Seite.

3. Nach dem Sturz:

Es ist nun einmal passiert, du musstest absteigen (mach dir nichts draus, das passiert auch den Besten). Da du dich geistig schon oft mit dieser Situation auseinander gesetzt hast, bist du locker geblieben und du hast dich brav vom Bike getrennt. Irgendwann kommst du auch zum Stillstand.

Was nun? Wenn du auf der Fahrbahn zum Stillstand gekommen bist hat das Vor- und Nachteile: Ein Vorteil ist der, dass du dann (hoffentlich) nirgends angeschlagen hast. Nachteil ist, dass es noch andere Verkehrsteilnehmer gibt. Und hier heißt es “ruhig Blut”. Denn der größte Fehler wäre nun, aufzustehen und im Zick-Zack-Kurs zu versuchen, dem Verkehr auszuweichen. Stell dir mal vor, du fährst mit dem Auto und vor dir hüpft jemand kreuz und quer über die Fahrbahn. Die Wahrscheinlichkeit dass er getroffen wird, ist sicher sehr groß. Auf jeden Fall deutlich größer, als wenn er ruhig stehen bleibt und den anderen die Möglichkeit gibt an ihm vorbei zu fahren. Wenn ich ein Hindernis klar erkennen und zuordnen kann, wird es meist nicht sehr schwer sein ihm auszuweichen (denke daran, was wir diesbezüglich bei der Blicktechnik besprochen haben).

4. Die richtige Schutzkleidung:

Auch wenn du alles bisher gesagte beherzigst hast, gibt es noch einen ganz wesentlichen Punkt, der dich vor Verletzungen schützt: die RICHTIGE Bekleidung! Dieser Punkt sollte eigentlich selbstverständlich sein. Aber leider ist das nicht immer so. Sicher sind dir an heißen Sommertagen auch schon Biker mit 130 km/h auf der Straße begegnet: kurze Jeans, Turnschuhe, .... Im Ernst, das ist wirklich äußerst leichtsinnig - und grenzt eigentlich schon an Dummheit! Wenn man auf sein Bike steigt, sind bestimmte ”Mindeststandards” bei der Bekleidung ein unbedingtes Muss. Diese wären: lange Hose, ordentliches Schuhwerk (nein, Turnschuhe sind damit nicht gemeint!), Jacke mit Protektoren, Handschuhe und natürlich ein Helm (nicht nur weil er Vorschrift ist!). Optimal wäre natürlich auch eine Hose mit Protektoren und ein Nierengurt. Auch hilft die beste Motorradjacke nicht - oder nur sehr wenig, wenn sie offen getragen wird.

Ob die Schutzkleidung eine Lederkombi ist oder aus Textil-/Funktionsfaser ist eine Frage des persönlichen Geschmacks, der Einstellung und des Einsatzgebietes. Da gibt es strikte Verfechter in beiden Lagern, die nur ihre Sicht der Dinge für gut befinden. Auf diese Diskussion wollen wir uns hier aber gar nicht erst einlassen. Da soll jeder für sich herausfinden was ihm besser liegt. Mir ist es egal - Hauptsache ordentlich geschützt! Wobei ich bei großer Hitze eine Protektorenjacke trage (so habe ich den Schutz und trotzdem erträgliche Temparaturen).

Nun genug von diesem weniger schönen Thema.

Ich wünsche dir, dass du nie stürzen mögest. Wenn aber doch, so sollst du darauf vorbereitet sein - und ich hoffe, meine Überlegungen können dir dabei helfen!

Motorrad

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Ein Garten kann je nach Anspruch und Vorstellung viele Gesichter haben. Ob Nutzgarten, Lustgarten, Ziergarten oder Kunstgarten – es gibt etliche Varianten des grünen Domizils.